Befragung: Zukunft der Rente
Große Bereitschaft für bessere Leistungen und Zusatzvorsorge in die Rentenkasse einzuzahlen
Länger arbeiten und privat vorsorgen? Vorstellungen wie diese, die gerne von den politischen Gegnern der gesetzlichen Rente vorgetragen werden, gehen an den Interessen und Lebensrealitäten der Menschen voll vorbei. Wie stark der Wunsch nach einem angemessenen Renteneintrittsalter und das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung verbreitet ist, das ermittelte jüngst das Umfrageinstitut Verian in einer Umfrage im Auftrag der Gewerkschaft IG Metall.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass es ein starkes Interesse daran gibt, das Rentenniveau nicht nur zu stabilisieren, sondern auch zu erhöhen. Auch wenn das mit höheren Beiträgen verbunden ist. Nur jede*r zehnte Befragte (11 Prozent) findet das derzeitige Rentenniveau ausreichend. Mit Blick auf die oft in der Diskussion stehenden Rentenbeiträge fordern nur 9 Prozent der Befragten ein niedrigeres Niveau, um den Beitragssatz langfristig stabil zu halten. Zwei Drittel (67 %) fordern ein höheres Rentenniveau, auch wenn das etwas höhere Rentenbeiträge bedeuten könnte.
Die Forderung nach Einschnitten bei der Rente nach 45 Arbeitsjahren lehnen die Wahlberechtigten hingegen kategorisch ab. Mehr als neun von zehn Befragten (93 Prozent) sprechen sich dafür aus, dass Beschäftigte nach 45 Arbeitsjahren ohne Abschläge in Rente gehen können. Das gesetzliche Rentenalter von 67 Jahren sehen unter ihren gegenwärtigen Arbeitsbedingungen 53 Prozent der Erwerbstätigen als nicht realistisch an.
Auch was die Möglichkeit der zusätzlichen Altersvorsorge betrifft, bringen die Menschen der gesetzlichen Rentenversicherung großes Vertrauen entgegen. Die Beschäftigten sind bereit, mit Extra-Zahlungen freiwillig zusätzliche Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung zu leisten. Die in Teilen heute schon bestehende Möglichkeit freiwilliger Zusatzbeiträge zum Ausgleich von Rentenabschlägen wäre für 70 Prozent der Befragten eine ausbaufähige Möglichkeit, um persönlich höhere Rentenansprüche zu erlangen: 41 Prozent aller Beschäftigten würden freiwillige zusätzliche Beiträge in die Rentenkasse von einer paritätischen Beteiligung des Arbeitgebers abhängig machen. 29 Prozent unterstützen die Idee bedingungslos.
Dazu Hans-Jürgen Urban, für Sozialpolitik verantwortliches Vorstandsmitglied der IG Metall: "Allen Angriffen und Abgesängen zum Trotz: Die Beschäftigten wollen die gesetzliche Rente gestärkt wissen. Die Säule der gesetzlichen Rentenversicherung ist das Wichtigste und Verlässlichste, was die Menschen im Alter haben."
Unter dem Begriff „Soli-Rente-Plus“ wird derzeit von der IG Metall ein solidarischer Weg der ergänzenden Zusatzversorgung jenseits des Drei-Säulen-Modells in die Debatte eingebracht. Kernbestandteil dieses Modells ist die Einzahlung freiwilliger Zusatzbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung. Bereits heute gibt es zum Ausgleich oder zur Verringerung von Rentenabschlägen für Pflichtversicherte unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, zusätzlich Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben in einigen Branchen bereits begonnen, entsprechende tarifliche Regelungen zu vereinbaren, die Zahlungen der Arbeitgeber in die Rentenkasse vorsehen.
Befragung "Einstellungen zum Thema Rente 2024":
Repräsentative Online-Befragung (CAWI) unter 1.063 Befragten (Wahlberechtigte Bevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland), durchgeführt von Verian Deutschland, Berlin (ehemals Kantar Public); Quotenstichprobe aus Access-Panel, Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen; Erhebungszeitraum 22. – 27. Mai 2024